Scrum: Darf und soll der Product Owner an der Retrospektive teilnehmen?

In einem meiner Scrum-Entwicklerteams kam kürzlich die Frage auf, ob der PO (Product Owner) an der Retrospektive teilnehmen soll. Beziehungsweise, wie ein sehr erfahrener Entwickler sogar meinte: Der PO dürfe gar nicht an der Retro teilnehmen. Das würden die Scrum Master in großen, internationalen Projekten so handhaben.

Meine eigene Prüfung ergab: In keinem führenden Scrum-Guide habe ich die Ansicht wiederfinden können, dass der PO nicht in die Retro gehört. Im Gegenteil. Überall ist er wörtlich eingeschlossen. Vielleicht hatte mal jemand die folgende Beschreibung bei scrumguides.org missverstanden: „The Sprint Retrospective is an opportunity for the Scrum Team to inspect itself and create a plan for improvements to be enacted during the next Sprint.“

Stimmt, da steht das „Scrum Team“. Das könnte man missverstehen als „die Entwickler“. Vorher heißt es aber im selben Guide: „The Scrum Team consists of a Product Owner, the Development Team, and a Scrum Master. “ Auch hier ist der Product Owner also explizit eingeschlossen.

Warum sollte der Product Owner an der Retrospektive teilnehmen?

Eine Kollegin drückte es in der Diskussion sehr schön aus: Die Retro sollte ein Team-Event sein mit dem Ziel, Gutes zu Bewahren, Pain Points und Probleme zu identifizieren und gemeinsam Lösungen dafür zu finden. Dann sollten eben auch alle Teammitglieder an diesem Prozess beteiligt sein.

Was gibt es für weitere Lösungen?

Der Wunsch nach einer Retro ohne PO entsprang auch dem Wunsch, ohne „Chef“ diskutieren zu können. Da unsere Teams aus Kostengründen disziplinarische Leitung und Scrum-Rollen wie Scrum-Master und PO vermischen, hat das Entwickler-Team vielleicht teilweise das Gefühl, nicht frei sprechen zu können. Das ist verständlich und dem wollen wir Rechnung tragen. Wir haben uns bei der IZ jetzt auf eine 50:50-Lösung geeinigt. Das Team diskutiert maximal eine Stunde alleine und holt dann den Product Owner und Scrum Master dazu.