Google for Jobs – Gefahr für deutsche Jobboards?

Seit Monaten hält die deutsche Jobboard-Branche den Atem an: Wird Google ihr Geschäftsmodell zerstören? Im Sommer 2017 hatte Google in den USA mit der neuen Jobsuche Google for Jobs (oder Google4Jobs, G4J) für Aufsehen gesorgt. Einige Monate später kamen mehrere südamerikanische Länder hinzu. Auch für Europa ist ein Rollout angekündigt, der Termin ist aber unklar.

Wie funktioniert die Google Jobsuche?

Google4Jobs zeigt Stellenanzeigen hervorgehoben in den Suchergebnissen und liefert qualifizierende Informationen dazu.

Bisher war es wahrscheinlich, bei der Suche nach einer spezifischen Stelle (wie z.B. „Immobilien Assistent Montabaur“) dieselbe Stelle mehrfach in den Google-Suchergebnissen zu finden, geliefert von verschiedenen Quellen.

Mit G4J erkennt Google den Job an sich und zeigt ihn nur noch einmal an. Alle Quellen (also die verschiedenen Jobboards, die die Stelle gepostet haben) werden erst in der Detailseite zur Stelle genannt. Auf der SERP zeigt Google nur eine Quelle an, vermutlich die am besten gerankte.

Google for Jobs SERP
Die Stellenanzeigen in den natürlichen Suchergebnissen (SERPs) von Google

Will Google for Jobs den Jobboards Konkurrenz machen?

Auf der Recplus Conference 2018 in Berlin habe ich einige Marktexperten zu ihrer Einschätzung gefragt. Viele hielten es viele eher für unwahrscheinlich, dass Google tatsächlich kurz- oder mittelfristig die Jobboards vom Markt verdrängen will (so wie indeed das seit seinem jüngsten Strategieschwenk versucht).

Folgende Argumente sprechen dagegen:

  • Google hat noch nie ein Vertriebsteam für den kleinteiligen Anzeigenverkauf aufgesetzt
  • Google hat seine Adwords-Kunden noch nie vors Schienbein getreten
  • Mit Base hat Google bereits ab 2005 mit Classifieds experimentiert und die Plattform 6 – 7 Jahre später wieder eingestellt, angeblich wegen mangelndem Kundennutzen. Vielleicht war aber auch Punkt 2) der Grund.

Wie sieht eine Stellenanzeige im Detail aus?

Google ergänzt die einzelne Stellenanzeige um einige Features wie eine Benachrichtigungsfunktion, einen Gehaltsspiegel und die Arbeitgeberbewertung. Außerdem gibt es dem Nutzer die Möglichkeit, sich über seine bevorzugte Plattform zu bewerben.

Google for Jobs Stellenanzeige - Landing Page
So stellt Google for Jobs eine einzelne Stellenanzeige dar

Wie könnte Googles langfristige Strategie aussehen?

Google könnte anstreben, eine Art marktbeherrschendes „Adwords for Jobs“ zu erschaffen, also die Stellenmarktschaltung voll zu automatisieren. Google versucht jetzt schon, Unternehmen dazu zu bringen, ihre Stellen direkt über eine Schnittstelle an G4J zu melden.

Eine KI aus der Google Cloud qualifiziert diese Stellen dann nach Branche, Tätigkeitsfeld, Position und Region. Vermutlich will Google die Stellen dann an Google-Nutzer ausliefern, die von der KI empfohlen werden. Außerdem will Google die Unternehmen dazu bringen, das neue Tool „Google Hire“ als ATS (Applicant Tracking System) zu verwenden.

Wer ist bedroht?

Google baut seine b2b-Angebote in letzter Zeit verstärkt aus, etwa Google+ für Unternehmen und die Analytics 360 Suite. Mittelfristig dürften zunächst ATS-Anbieter die Konkurrenz durch Google spüren. Chancen dürfte Google im Jobmarkt dort haben, wo einfache Jobs von Großunternehmen automatisiert in großer Menge ausgeschrieben werden und sich deshalb eine Automatisierung lohnt. Ob Google es hinbekommt, den gesamten Ausschreibungsprozess so bequem und elegant umzusetzen, dass auch KMUs massenhaft auf den Zug aufspringen, ist zumindest mal fraglich. Für b2b-Jobmärkte kommt hinzu, dass Generalist Google ihre spezifische Branche eher oberflächlich kennt. Die Bedrohung dürfte also in erster Linie für ATS-Anbieter und Aggregatoren bestehen.

Was sollten Jobboards also tun?

Weiterhin bleibt Google unverzichtbar in der Suchlandschaft, G4J dürfte die Stellung eher verstärken. Wer bei Google gut rankt, wird auch mit G4J weiter auf der Gewinnerseite sein. Deswegen ist es sinnvoll, seine Jobs für G4J optimal erschließbar zu machen.

Ob Google es langfristig schafft, einzelne Branchen wie die Immobilienwirtschaft komplett aufzurollen und den Display-Markt zu übernehmen, ist zumindest mal unklar. Für Google hängen andere Früchte zunächst tiefer, und das Beispiel Adwords zeigt, dass Google auch den Werbemarkt nicht komplett übernehmen konnte. Spezialanbieter bleiben auch dort gefragt.